Der international bekannte Rapper Wyclef Jean darf sich nicht um die Präsidentschaft in seiner Heimat Haiti bewerben: Das teilte das zuständige Wahlgremium in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince mit, ohne Gründe zu nennen. Der 38-jährige Star erklärte, er akzeptiere die Entscheidung „schweren Herzens“, und rief seine Anhänger zur Ruhe auf.
Er sei mit dem Beschluss der Wahlkommission nicht einverstanden, akzeptiere ihn aber dennoch „vollständig“, erklärte Jean. Letztlich müsse er das Gesetz in Haiti respektieren. Zugleich versicherte er seinen Anhängern, dass er sich auch weiter für seine Heimat engagieren werde. Zwar habe das Gremium entschieden, dass er kein Einwohner von Haiti sei, aber „Heimat ist, wo das Herz ist – und mein Herz war und wird immer in Haiti bleiben“, fügte der Musiker hinzu. Der nahe von Port-au-Prince geborene frühere Frontmann der Hip-Hop-Band The Fugees lebt hauptsächlich in den USA. Daher war fraglich, ob er bei der Wahl antreten dürfe.
Kritiker werfen Jean finanzielle Unregelmäßigkeiten bei seiner Hilfsorganisation Yele Haiti vor. So sollen hunderttausende von Dollar, die nach dem Erdbeben im Januar gesammelt wurden, veruntreut worden sein. Vor allem bei der Jugend ist der Hip-Hopper sehr populär, weshalb ihm gute Chancen bei einer Präsidentschaftskandidatur eingeräumt worden waren. Etwa 300 Anhänger hatten sich am Donnerstag trotz heftigen Regens vor dem Büro der Wahlkommission versammelt, um ihre Unterstützung für Jean zu bekunden.
Von den 34 Anwärtern auf eine Präsidentschaftskandidatur wurden 15 zurückgewiesen. 19 Bewerber dürften antreten. Nicht zugelassen wurde neben Jean unter anderem der jetzige Botschafter in Washington, Raymond Joseph. Auf der Liste der Kandidaten stehen unter anderen Jude Célestin von der regierenden Unité-Partei, der frühere Regierungschef Jacques-Edouard Alexis und der beliebte Sänger Michel Martelly.
Die Präsidentschaftswahl in Haiti soll Ende November stattfinden. Ob das Datum zu halten wird, ist nach dem schweren Erdbeben im Januar aber unsicher. Das Mandat des amtierenden Staatschefs René Préval läuft im Februar 2011 aus, der Verfassung zufolge darf er sich nicht erneut zur Wahl stellen.