Nun doch Vergewaltigungsermittlungen gegen Wikileaks-Gründer





Hin und Her bei den Ermittlungen gegen den Mitbegründer der Enthüllungs-Website Wikileaks, Julian Assange: Nachdem die schwedische Staatsanwaltschaft den Vorwurf zwischenzeitlich hatte fallen lassen, nahm sie ihre Ermittlungen wegen des Verdachts der Vergewaltigung wieder auf. Es gebe nach aktueller Faktenlage Anzeichen dafür, „dass ein Verbrechen begangen wurde“, erklärte die Behörde in Stockholm.

Aus ihrer Sicht handele es sich bei dem möglichen Verbrechen um Vergewaltigung, erklärte die Leiterin der für Sexualverbrechen zuständigen Staatsanwaltschaft, Marianne Ny. Daher werde nun wieder wegen Vergewaltigung gegen Assange ermittelt. In dem zweiten Ermittlungsverfahren wegen Belästigung wurden die Vorwürfe auf „sexuelle Nötigung“ und „sexuellen Übergriff“ ausgedehnt.

Assange war schon vor knapp zwei Wochen in Schweden kurzzeitig unter Vergewaltigungsverdacht geraten. Zwei Frauen hatten sich am 20. August bei der schwedischen Polizei gemeldet: Eine Frau bezichtigte den 39-jährigen Australier der Vergewaltigung, die andere warf ihm Belästigung vor. Eine Klage reichten die beiden Frauen allerdings nicht ein.

Nur wenige Stunden nachdem ein Bereitschaftsstaatsanwalt Assange wegen Vergewaltigungsverdacht zur Fahndung ausgeschrieben hatte, ließ eine leitende Staatsanwältin den Vergewaltigungsverdacht fallen. Die Ermittlungen wegen Vergewaltigung wurden fortgesetzt. Gegen die Entscheidung reichte der Anwalt der beiden mutmaßlichen Opfer, Claes Borgström, Beschwerde bei der für Sexualverbrechen zuständigen Staatsanwaltschaft ein, die nun erneut Ermittlungen wegen Vergewaltigung anordnete.

Der Anwalt der Beschwerdeführerinnen begrüßte das Umschwenken der schwedischen Justiz. Er sei „sehr zufrieden“ mit der Entscheidung, erklärte Borgström. Assanges Anwalt Leif Sibersky hingegen sagte der schwedischen Nachrichtenagentur TT: „Mein Mandant ist sehr überrascht und wütend.“ Nach Assanges Befragung zu den Belästigungsvorwürfen am Montag hatte sich Silbersky zuversichtlich gezeigt, dass die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe fallen lassen werde.

Assange hatte die Belästigungs- und Vergewaltigungsvorwürfe als „Schmierenkampagne“ bezeichnet und gemutmaßt, dass sie als Rache für die jüngst erfolgte Veröffentlichung von zehntausenden geheimen US-Unterlagen zum Afghanistan-Einsatz auf seiner Webseite lanciert worden sein könnten. Wikileaks versteht sich als Plattform für die anonyme Veröffentlichung brisanter Geheimdokumente im Internet, um auf diese Weise Missstände aufzudecken.

Zwei Tage vor den Belästigungsvorwürfen hatte Assange in Schweden eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis beantragt. Über den Antrag wurde noch nicht entschieden.