Niedrigere Steuern locken Filmemacher wieder an die Seine





Quentin Tarantino hat seinen Film „Inglourious Basterds“ über das Frankreich während des Zweiten Weltkriegs noch in Deutschland gedreht, um Geld zu sparen. Doch dank eines neuen Steuernachlasses locken Frankreich und seine Hauptstadt jetzt wieder viele namhafte Filmemacher an. Paris setzt sich derzeit weltweit in Szene – im Science Fiction-Streifen „Inception“, der im vergangenen Jahr teilweise an der Seine gedreht wurde. Und in diesem Jahr soll Paris mehr als zwanzig Spielfilmen als Kulisse dienen.

Seit Anfang Juli dreht US-Kultregisseur Woody Allen an der Seine die in den 20er Jahren spielende Liebeskomödie „Midnight in Paris“, bei der Frankreichs Präsidentengattin Carla Bruni am Dienstag in einer Nebenrolle ihr Filmdebüt gab. Das ehemalige Topmodel hat dem Streifen schon vorab zu reichlich Werbung verholfen und dabei die Hauptdarsteller – immerhin die französische Oscar-Gewinnerin Marion Cotillard sowie die US-Stars Owen Wilson und Kathy Bates – glatt in den Schatten gestellt.

Im August will Oscar-Preisträger Martin Scorsese, der mit seinem Streifen „Taxi Driver“ Robert De Niro zum Weltstar machte, mit den Dreharbeiten für „The Invention of Hugo Cabret“ beginnen. Dabei geht es um die Geschichte eines Jungen, der in der 30er Jahren versteckt in den Mauern eines Pariser Bahnhofs haust. Auch Popstar Madonna wird im August für drei Tage in Paris erwartet, wo sie Szenen für ihren Film „W.E.“ drehen will. Dabei geht es um den früheren englischen König Edward VIII., der 1936 wegen seiner Liebe zu einer geschiedenen amerikanischen Frau auf den Thron verzichtete.

Die Rückkehr der Regisseure an die Seine führen Branchenkenner vor allem auf die Entscheidung der Pariser Regierung zurück, ausländischen Film- und Fernsehproduzenten einen Steuernachlass von 20 Prozent – mit einer Obergrenze von vier Millionen Euro – zu gewähren. Frankreich passt seinen Steuersatz damit dem von Großbritannien und anderen europäischen Ländern an.

„Der Steuernachlass hat sein Ziel voll erreicht“, betont Franck Priot von der öffentlichen Einrichtung Film France, die internationale Filmprojekte nach Frankreich locken soll. Ausländische Regisseure sollten „Frankreich wieder in Frankreich“ filmen, anstatt aus Kostengründen in andere Länder auszuweichen, sagte er unter Anspielung auf Tarantinos „Inglourious Basterds“. Im vergangenen Jahr sei nur ein einziger großer amerikanischer Film teilweise in Paris gedreht worden – „Inception“ vom britischen Regisseur Christopher Nolan.

Im laufenden Jahr werden nach Angaben Priots insgesamt 22 ausländische Produktionen von dem 2009 beschlossenen Steuernachlass profitieren. Sie würden zusammen 330 Tage in Frankreich drehen und dabei rund 100 Millionen Euro im Land lassen. Der Vorsitzende des Verbandes der französischen Filmindustrie (FICAM), Thierry de Segonzac, rechnet damit, dass die Ausgaben ausländischer Filmproduzenten in Frankreich schon in kurzer Zeit 200 Millionen Euro pro Jahr erreichen werden.

Für Priot ist sein Heimatland aber nicht nur wegen des Steuernachlasses ein attraktiver Drehort: Schließlich sei Frankreich ein faszinierendes Land mit internationalen Stars, es gebe Studios für Spezialeffekte, die es mit Pixar oder Dreamworks aufnehmen könnten, schwärmt der Franzose. Nur ein Studio vom Rang der Filmstadt Babelsberg in Berlin oder Pinewood nahe London fehle noch. Doch auch diese Lücke soll bald geschlossen werden – wenn Frankreichs Star-Regisseur Luc Besson 2012 im Pariser Vorort Saint-Denis seine „Cité du Cinéma“ eröffnet.