Der 82-jährige Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat seine jüngeren Kollegen als insgesamt zu unpolitisch kritisiert. „Sie sollten nicht die Fehler der Weimarer Republik wiederholen und sich in privater Distanz halten“, sagte Grass dem „Spiegel“. Grass, dessen neues Buch „Grimms Wörter“ gerade erscheint, äußerte sich auch zur Zukunft des Buchs in Zeiten elektronischer Lesegeräte. Das Buch werde „eine andere Wertigkeit bekommen“, sagte der Schriftsteller.
„Die Massenproduktion wird sich reduzieren, und das Buch wird wieder das Ansehen eines aufbewahrenswerten, vererbbaren Gegenstandes erlangen.“ Er selbst habe mit seinem Verleger abgesprochen, das keines seiner Bücher für Lesegeräte wie das iPad freigegeben werde, „bevor ein die Autoren schützendes Gesetz wirksam wird“.
Grass war 1999 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Dem „Spiegel“ sagte er allerdings, er halte den Nobelpreis im Nachhinein für „weniger wegweisend“ in seinem Leben als den Preis des Schriftstellerkreises „Gruppe 47“ im Jahr 1958. Dieser Preis „wurde von Kollegen vergeben und hatte daher ein ganz anderes Gewicht“. Grass hat im Laufe seiner Karriere immer wieder deutlich zu politischen Streitfragen Position bezogen. In mehreren Wahlkämpfen engagierte er sich zugunsten der SPD. Heftig kritisiert wurde Grass, weil er sich erst 2006 dazu bekannte, als Jugendlicher Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein.